Roboterjournalismus kam 2012 in die Schlagzeilen. Aus zahlengestützten Reports erstellen Computerprogramme „echte“ Artikel. Forbes begann mit dieser Technologie Unternehmensberichte zu schreiben. Und die Frage kam auf, inwiefern Automatismen den Redakteur ablösen würden. Die Antwort damals: Vielleicht irgendwann, aber nur bei statistikgetriebenen Analysen und 08/15-Texten. Technologische Verfahren werden jedoch immer besser darin, große Massen unstrukturierter Daten zu erschließen und zu verarbeiten. Neben dem Einfluss auf die Texterstellung, ein Kernelement journalistischer Arbeit, bedeutet dies die Automatisierung ganzer Redaktionsprozesse. Die Digitalisierung der Verlagsbranche findet überall statt: vor und hinter dem Artikel. Welche Artikel dem Leser beispielsweise als Empfehlungslink auf einer Webseite angezeigt werden, berechnen semantische Analysen heute in Kombination mit Relevanzalgorithmen und Klickdaten. Ähnliche Verfahren nutzen Publisher für den Aufbau ganzer Micro-Sites. Was der Leser sieht, entscheidet, abhängig von Themenumfeld und Nutzerinteressen, eine Software. Doch wohin führt die Entwicklung? Können semantische Verfahren eine ganze Redaktion ersetzen? Automatisierte Themenauswahl über Twitter und Facebook, Texterstellung aus nutzergeneriertem Content, Content Distribution über Algorithmen? Alexander Siebert, Gründer und Geschäftsführer von Retresco, spricht in seinem Vortrag über den Einfluss von semantikbasierten Verfahren auf die digitale Entwicklung der Publisherbranche. Er beleuchtet den Status Quo der technologischen Möglichkeiten und zeigt, was künftig möglich sein könnte – und wo gegebenenfalls Grenzen liegen.